Überraschend, inspirierend und bunt – so wird die Karl-Marx-Allee Vision (im folgenden Text KMA abgekürzt), laut Teferie Tafesse. Er ist Mitgründer von Brot & Salz, einer Agentur für Markenkommunikation. Tafesse arbeitet dort als Creative Director. An der KMA Vision ist er mit dem Studienprojekt „Art Walk“ beteiligt. Im Interview erzählt er unter anderem, wie die Karl-Marx-Allee auf ihn wirkt, was Kreativität für ihn bedeutet und warum ihn Kunst schon sein Leben lang begleitet. „Ich liebe die KMA“, schreibt Tafesse. Er selbst lebt dort in einem der „Arbeiterpaläste. Es ist irgendwie eine ganz eigene Welt, die aber sehr gemeinschaftlich ist. Die KMA ist ein Ort, an dem man das ‚echte‘ Berlin in den Menschen erlebt. Für die Alteingesessenen ist es ein Privileg, dort zu wohnen.“ Die älteren Menschen geben dieses Gefühl an die jüngeren Bewohnerinnen weiter. Nun findet im August zum ersten Mal die KMA Storyline statt. Tafesses Erwartung und Wunsch an die Auftaktveranstaltung ist, „dass eine der wohl außergewöhnlichsten Straßen Berlins einen Platz in den Herzen der Besucherinnen erobert.“ Zusammen mit Uwe Stamnitz leitete er das Studienprojekt Art-Walk. „Wir planen einen Licht-, Kunst- und Kreativspaziergang im Rosengarten. Die Konzeption ist abgeschlossen und die meisten Fragen sind geklärt. Hoffen wir, dass die Praxis mitspielt.“ Zu Zeiten von Corona muss nämlich auf die neuen Gegebenheiten und Beschränkungen Rücksicht genommen werden. „Wir müssen immer ein waches Auge auf die aktuellen Empfehlungen […] werfen und haben immer einen Plan B in der Tasche. Das ist ganz spannend“, so Tafesse. In seiner Jugend war Graffiti und das Interpretieren von allem, was er erlebte, ein wichtiger Bestandteil gewesen. „Es ist immer [mein] Motor gewesen. Ob mit Musik, Stiften, Pinsel oder Photoshop. Kunst und Selbstausdruck sind ein Teil von mir.“ Dem Wort Kreativität selbst kann Tafesse dagegen nicht viel abgewinnen. „Kreativität ist ein großes Wort, das viel zu inflationär gebraucht und viel zu wichtig genommen wird.“ Laut ihm sollte man nicht vergessen, „dass man kreative Arbeit lernen kann, eigentlich nichts mehr wirklich neu ist und alles neu Geschaffene immer eine Iteration ist.“ Es ist viel wichtiger, so Tafesse, „sich darauf zu konzentrieren, was eigentlich der Sinn von Kreativität ist: Menschen zu ermöglichen, ihre Perspektive zu wechseln und die Welt für einen Augenblick durch fremde Augen zu sehen. Daran sollte man Kreativität messen.“
Die KMA Vision findet am 15. August 2020 statt. Weitere Informationen zu den einzelnen Projekten gibt es hier auf der KMA Vision Webseite. Das Interview führte Carsten Jan Weichelt.